Der steinerne Mann
Viele Wanderwege im Waldgebiet zwischen Bexbach, Hangard und Frankenholz weisen auf den „Steinernen Mann“ hin. Es handelt sich um den Standplatz eines römischen Denkmals, von dem der Basisstein noch erhalten ist.
Im Jahre 1908 beschreibt Herr Professor Grünewald in der „Chronik von Oberbexbach u. Frankenholz“ den in unveränderter Form auch heute noch erhaltenen „Steinernen Mann“:
„Im Walde, westlich von Frankenholz, hart neben dem Grenzstein 176, in der Schneise, welche von der „runden Eiche“ durch den Distrikt „steinerner Mann“ auf die Straße nach Höchen zieht, stand seit langer Zeit die untere Hälfte eines römischen Viergötteraltars, allen möglichen Unbilden ausgesetzt. Der Stein ist noch 62 cm hoch, 33x38 cm breit. Auf seiner ehemaligen Südseite sind die Beine des „steinernen Manns“, eines nackten Gottes, gut erhalten, neben seinem linken Schenkel, an dem Südostende des Steines der Kopf und Oberkörper eines Löwen sichtbar. Auf der Ostseite ist von dem Unterkörper einer Göttin nur mehr ein Teil zu sehen.“
Hierbei handelt es sich um den Sockel einer Jupitergigantensäule, eines Viergöttersteins. Diese 6-10 Meter hohen Säulen wurden in römischer Zeit in der Zeit von 170-250 n.Chr. vielfach an exponierten Stellen, z.B. Wegkreuzungen, aufgestellt.. Diese Säulen gab es nur im keltischen Raum. Es sind etwa 200 dieser Viergöttersteine erhalten. Das von Tilemann Stella bereits 1564 erwähnte „steinen mansbildt“ stand auf der Gipfelhöhe des Höcherbergs, über den mehrere wichtige römische Straßen führten.
Auf dem Sockel der bunt angemalten Säulen wurden im Normalfall die Bilder des Hercules (Beschützer der Strassen), der Minerva (Beschützerin der Handwerker), der Juno (Beschützerin von Haus und Familie) und des Mercur (Gott des Handels und Verkehrs) dargestellt, auf einem runden Zwischensockel weitere Gottheiten. Darauf steht eine runde mit Pflanzenmustern verzierte Säule. Gekrönt wird die Säule durch Jupiter Optimus Maximus, den höchsten Himmelsgott. Die Säulen sind als Nachbildungen im Blumengarten Bexbach und Römermuseum Schwarzenacker zu besichtigen.
Unser „steinerner Mann“ stand bis Ende des 19. Jahrhundert an seinem ursprünglichen Platz. Der Originalstein wird seit einigen Jahren im Museum Speyer aufbewahrt. Steinmetz Werner Glöckner aus Hangard konnte nach Herstellung einer Abgussform eine originalgetreue Kopie des Steines herstellen. Im September 2008 wurde von Werner und Marcus Glöckner das Denkmal auf dem neu geschaffenen Stella Tilemann Platz aufgestellt. Das historische Dokument steht jetzt 150 m unterhalb seines im Wald gelegenen Originalstandortes , wo es vor ca 1800 Jahren errichtet worden war.
Der Platz ist benannt nach dem Landvermesser Tilemann Stella, der den Standort und die Form des Steinernen Mannes bereits vor über 500 Jahren genau beschrieb und dokumentierte. Stella wurde als Tilemann Stoltz 1525 in Siegen geboren. Nach dem Studium in Wittenberg, Marburg und Köln betätigte sich Stella, der mit Philipp Melanchthon eng befreundet war, u.a. als Bibliothekar, Mathematiker, Geometer, Astronom und Kanalbau-Ingenieur. Vor allem als Kartograf wurde er bekannt: 1560 veröffentlichte er eine Übersichtskarte von Deutschland und führte in verschiedenen deutschen Staaten Landesaufnahmen durch.
1563 erteilte ihm Herzog Wolfgang von Zweibrücken den Auftrag, eine Beschreibung der pfalz - zweibrückischen Ämter zu erstellen. Nach akribischen Erhebungen und Vermessungsarbeiten konnte Stella im Oktober 1564 sein Werk an den Herzog übergeben.
Es bestand aus einer Übersichtskarte und 16 kolorierten Teilkarten sowie einem ausführlichen Bericht. Vor allem die genauen Grenzbeschreibungen – so auch hier im Grenzraum von Nassau-Saarbrücken und Pfalz –Zweibrücken, waren ein wichtiges Hilfsmittel und eine hochwertige Rechtsquelle bei Grenzkonflikten mit den Nachbarterritorien und dienten zur Festschreibung der Hoheits- und Verwaltungsrechte, was zugleich von großer fiskalischer Bedeutung war.
Die Arbeit Stellas, der kein ähnliches Projekt dieser Zeit an Niveau und Qualität gleichkam, fand allseits hohe Anerkennung und ist bis heute eine wichtige Quelle für die regionale Geschichtsschreibung.
Infotafeln, die mit Hilfe der Heimatforscher aus Frankenholz und Hangard erstellt wurden, erklären den Wanderern die geschichtlichen Hintergründe. Eine Sitzgruppe lädt zum Verweilen ein.